Naschwald in der Parkanlage Cecil Ines Loos, Breite, Basel
städtischer Nutzgarten “Selbstversorgung ist überall”
Das Breite Quartier, mit dem bescheidenen und geheimnisvoll inszenierten Stadtpark, ist ein eher ungewöhnlicher Ort, gelegen zwischen Rheinufer und Verkehrsachse der Autobahn. Doch diese Anlage, gewachsen auf rohem Kiesboden, ist ein Zusammenspiel von Natur und Zeit, in der sich eine unglaublich hohe Artenvielfalt entwickelt. Im Sinne einer “Regulierung durch Selbstregulierung” und einer “Planung durch Nicht-Planung” , wird eine neue Herangehensweise an urbane Herausforderungen erwartet. Dabei geht es nicht um „laissez-faire“ im großen Stil, sondern um das bewusste „Zulassen“. Eine Stadtplanung im Sinne einer Nicht-Planung muss unauffällig sein. Nicht vorgeben – sondern ermöglichen. Die Bereitstellung offener Strukturen, das Agieren im Bestand und konkrete Orte, die eine flexible Nutzung und räumliche Strukturen ermöglichen, gelten dabei als Regulatoren und Instrumente des Ansatzes. Die Geschichte dieser Anlage ist sehr spannend und kann im Buch `DER KLEINE PARK ZWISCHEN ROM UND HAMBUG` nachgeschlagen werden.
Basels Grünanlagen pflegt die Stadtgärtnerei, mit einer Ausnahme:
Auf der Cecil Ines Loos- Anlage – jätet, schneidet, reinigt und mäht ein Team von Quartierbewohnern. „DIE GRUENRAUMGRUPPE“.
- M. Cordasco, Bildhauer
- J. Signer, Gärtner
- P. Haller, Metalbauer
- L. Oberer, Gärtner
Verfolgt werden mit dem Konzept mehrere Ziele:
Die sowohl im sozialen und gesellschaftlichen als auch im ökologischen und ökonomischen Bereich angesiedelt sind. Neben dem bewussten Erleben der Jahreszeiten, sowie den damit verbundenen Phasen des Säens, Wachsens und Erntens, sowie der Pflanzenvielfalt ist der Park auch ein Raum der Begegnung.
Unsere Ziele sind:
- Schaffung neuer Lebensräume für Mensch und Tier
- Gestaltung multifunktionaler Grünflächen
- Stadtklimatische Aufwertung durch Begrünungsmaßnahmen
- Ökonomische Grünflächenpflege
- Aktivierung der Bürger für die Gestaltung der eigenen Stadt
- „Essbaren Stadt” Selbstversorgen ist überall
Von der Auenlandschaft zum Naschwald, diese Entwicklung sehe ich, als Mitgestalter der 2. Generation, in dieser Anlage.
Die oasenartige Anlage in Basel, mit seiner grossen Biodiversität, hat verschiedene Aufgaben und Bedeutungen für die Öffentlichkeit:
Das Bedürfnis sich selbst im urbanen Grünraum mit Nahrungsmitteln zu versorgen entspricht heute weniger der existentiellen Grundlage als dem Wunsch nach mehr persönlicher Lebenserfahrung. Der Anbau von Nutzpflanzen ist Teil eines neuen Lebensstils, welches urbanes Leben mit bewusstem Konsum und Engagement verbindet. Der urbane Nahrungswald scheint besonders geeignet, um ein tieferes Verständnis zum Alltagskonsum zu generieren. Im Gegensatz zur Selbstverständlichkeit, dass ein Gemüse- oder Obstgarten auf dem Land gedeiht, spriesst dieser in der Stadt – im harten Gegensatz zum engem Raumgefüge. Diese Aspekte verleihen dem urbanen Nutzgarten hohe Relevanz für die Erkundung gesellschaftlicher Wertverschiebungen.
Unter dem Motto “Selbstversorgung ist überall” geht es darum in öffentlich zugänglichen Räumen, kostenlos Früchte, Wildkräuter und Obst zu sammeln. Hier kommt das politische Moment besonders zum Tragen: Es geht um Eigenmächtigkeit, Ernährungssouveränität, um Umkehrung „der sturen Eigentums-Einsamkeit“ in „gemeinschaftliche Nutzungs-Lebendigkeit“. Und darum, vorhandene ungenutzte Ressourcen, deren Produkte nicht der Norm der Supermärkte entsprechen, zu nutzen. Der Nutzgarten wird dadurch zum privaten und persönlich Ort. Dieser steht der Allgemeinheit zur Verfügung und wird von Zufälligkeiten bestimmt, er ist Teil des öffentlichen bzw. halböffentlichen Raums. Der persönliche Gebrauch orientiert sich dabei einerseits an der Menge der zur Verfügung stehenden Früchte, sowie auch an der Rücksichtsnahme gegenüber unseren Mitmenschen. Geerntet wird im Idealfall nur so viel dass auch noch für andere etwas übrig bleibt. Obwohl mit dieser Art der Nutzung die klassischen Merkmale des Nutzgartens gesprengt werden, so ist doch der wesentliche Aspekt der Ernährung, des Erntens und Verarbeitens impliziert. Dieser Öffnung des Nutzgartens machen sich mittlerweile verschiedene Initiativen zu Nutze. Projekte, die unter das Motto „Essbare Stadt” fallen, haben sich zum Ziel gesetzt Nutzpflanzen und Obstbäume in die urbane Begrünung zu integrieren.
Zukunftsidee
Durch die Schaffung städtischer Plattformen, Foren und Netzwerke sollen Innovationen gefördert, urbane Toleranz und Vielfalt innerhalb der Quartiere gelebt werden. Mit dem Konzept der “Urbane Nutzgarten” geht nicht nur eine städtebauliche Änderung einher, sondern es fordert – ähnlich der „Gartenstadtbewegung“, auch eine gesellschaftliche Reform im Sinne der Selbstregulierung und des Eigenmanagements, sowie der Förderung des Denkens und experimentellen Lernens.
Im Auftrag der Cecil Ines Loos- Anlage
Ihr Gärtner Lukas Oberer